Bereits vor Ausbruch des Krieges hat ein Teil der hiesigen Einwohnerschaft und namentlich die Bewohner der Eicher- und Waldstraße, aber auch Einzelbewohner anderer Straßen, Klage darüber geführt, dass sie sehr wenig und sehr oft überhaupt kein Wasser hatten. Schon im Jahre 1912 oder 1913 hat die Gemeinde unter Leitung des Herrn Gemeindevorstandes Weigert zwei Sammelbehälter gebaut und zwar eine in der Nähe der Schule und einen in der so genannten Ochsenwiese in der Nähe der Friedensstraße.
Nach Beendigung des Krieges war nun im ganzen Lande eine derartige Arbeitslosigkeit eingetreten, dass der Sächsische Staat beschloss, um den Arbeitern Verdienstmöglichkeiten zu schaffen, eine Talsperre in Muldenberg zu erbauen, die auch Ende 1925 ihrer Vollendung entgegen sieht.
Die Städte und Gemeinden, welche sich für die Entnahme von Trinkwasser aus der Muldentalsperre interessierten, wurden am 03.03.1925 zur Gründung des Zweckverbandes Wasserversorgungsverband Talsperre Muldenberg nach dem Hotel Pohland in Falkenstein eingeladen. Die Vertreter der hiesigen Gemeinde konnten dort selbst jedoch eine bindende Erklärung noch nicht abgeben und baten sich noch eine Frist bis 25. April desselben Jahres aus. Die Gemeinde Grün, Grünbach und Rotschau erklärten schon bei dieser Versammlung ihren Beitritt.
In der hierauf am 12.03.1925 stattgefundenen außerordentlichen nichtöffentlichen Gemeindeverordnetensitzung wurde die Frage der Wasserversorgung des hiesigen Ortes eingehend beraten und zuletzt beschlossen, zunächst eine Denkschrift auszuarbeiten und diese jedem Haushalt zuzustellen. Bei der hierauf erfolgten Umfrage erklärten von 500 Haushalten 375 ihren Beitritt, während die übrigen 125 mit ihrer Erklärung noch zögerten. Die Zahl Abseitsstehenden ist heute allerdings auf 15 zurückgegangen.
Am 27. März 1925 erklärte auch die hiesige Gemeinde ihren endgültigen Beitritt zum Wasserversorgungsverband Talsperre Muldenberg. Als beratenden Ingenieur wählte das Kollegium den Zivilingenieur, Herrn Walter Goebel, in Zwickau. Am 21. Juni 1925 fand durch das Gemeindeverordnetenkollegium eine Besichtigung der Talsperre statt, wo ihnen Gelegenheit ward, einen Vortrag des Herrn Baurates Trobitzsch anzuhören, der sich über die nicht geringen Schwierigkeiten beim Bau der Talsperre aussprach.
Hierbei wurde auch bemerkt, dass in der Mitte der Talsperre die Gründung 16 Meter unter der Erdoberfläche liegt, weil der Grund bis zu dieser Tiefe die nötige Härte nicht besaß. In der hierauf am 11. Juli 1925 stattgefundenen nichtöffentlichen Gemeindeverordnetensitzung wurden die ersten Vorarbeiten erledigt und unter anderem auch die Arbeiten für den Wasserleitungsbau vergeben.
Die Aufgrabungs- und Verlegearbeiten wurden der Firma Thügina in Leipzig zum Preis von 64.602,00 RM übertragen, während mit der Lieferung der Armaturen die Firma Poppe Inh. G. Landmann in Leipzig beauftragt wurde. Um die Rohre auf ihre Dauerhaftigkeit zu prüfen, beschloss das Kollegium, in den oberen Ortsteil Gussrohre und in den unteren Ortsteil Stahlrohre einzubauen.
Die Grenze bildet hierbei die alte Schule. Die Lieferung der Gussrohre ist dem Deutschen Gussrohrverband und die Stahlrohre dem Röhrenverband Düsseldorf übertragen worden. Mit den Aufgrabungs- und Legungsarbeiten wurden am 5. August 1925 begonnen.
Der von dem Bauleiter Herrn Zivilingenieur Goebel entworfene Plan zum Bauen eines Wasserbehälters zur Unterbringung von 250m³ nutzbaren Wassers und eines Wasserturmes 60 m³ Inhalt fand den Beifall des Gemeindeverordnetenkollegiums, welche die Ausführung der Arbeiten der Firma G. Richter AG in Plauen übertrug und zwar zum Preis von 29.600,00 RM.
Bei den Aufgrabungsarbeiten- und Rohrleitungsarbeiten werden gegenwärtig 130 Arbeiter beschäftigt, während bei dem Hochbehälterbau 10 Arbeiter mit tätig sind. Die Bauleitung für die Rohrlegungsarbeiten liegt in den Händen des Herrn Schnitzer aus Leipzig, während bei dem Hochbehälterbau die Herren Direktor Hetzer und Ingenieur Schmidts die Aufsicht führen.
Die Bauleitung des gesamten Baues ist Herrn Zivilingenieur Goebel in Zwickau übertragen, der durch Herrn Schürer vertreten ist.
6. Januar 1926
„Mitteilung“
der Gemeindeverwaltung Rebesgrün an die bauausführende Firma Gustav Richter in Plauen
„ Der Unterzeichnete war am Montag, dem 4. Januar 1926 wegen Erlangung von Darlehen zum Bau des Wasserhochbehälters in Dresden. Leider ist die Angelegenheit mit dem Auslandsdarlehen noch nicht soweit gediehen.“ Somit ergeben sich Zahlungsschwierigkeiten an die bauausführende Firma. Die Erwerbslosigkeit im hiesigen Ort ist krass angestiegen und somit die Gemeinde in Geldnot geraten.
Bürgermeister